Bericht von Werner W. 22.07.2015

1. 12 Stunden Benefizlauf Prambachkirchen

Normalerweise schreibe ich keinen Bericht, wenn ich ohne andere nette Leute aus dem Verein bei Wettbewerben starte. Um aber für mich selbst diesen Tag noch einmal Revue passieren lassen zu können, möchte ich jetzt doch die Gelegenheit nutzen und diesen Tag auf unsere HP zu verewigen.

Im Hinterkopf auch noch die starken Leistungen unserer Eiomen in Klagenfurt verankert (Insider wissen da anscheinend Bescheid, was damit gemeint ist…), kam nun auch für mich der vermeintlich große Tag, wo mich die Langdistanz in Form eines 12 Stunden-Ultralaufes zu sich rief.

Da ich diese Saison gut auf Ausdauer trainiert bin, und ich auch schon bei einem kürzeren Ultralauf, dem Mozart 100 – 1 Runde mit 56,4 km – finishte, hatte ich weniger Angst, die 12 Stunden nicht schaffen zu können, da ich ja gemütlich Runde für Runde abspulen konnte und auch jederzeit pausieren dürfte. Was mir eigentlich eher Kopf zerbrechen machte, war die Tatsache, diesen Straßenlauf mit meinen Barfußschuhen zu bestreiten. Wer mich kennt, weiß, dass ich schon seit ein paar Jahren nicht mehr ohne sie laufe. Meine Füße passen daher nicht mehr in normale Laufschuhe rein bzw. mögen das auch gar nicht mehr. Einen so langen Ultralauf auf’s Parkett hinzulegen und das alles auf hartem Asphalt, das hat mich im Vorfeld schon ein wenig nervös gemacht. Vorweg gleich angemerkt, meine zwei Pseudo-Schuchis haben super funktioniert, nicht einmal die kleinste Blase auf den zarten Stampfern bekommen. Ich hab‘ wahrscheinlich schon so eine dicke Hornhaut, dass wahrscheinlich jede Fußpflegerin kreischend auf die Straße rennen würde, sollte ich zu ihr in die Behandlung kommen.

So, aber nun zum eigentlichen Rennbericht. Bei kühlen 19° fiel der Startschuss um 06:30 Uhr am Ortsplatz von Prambachkirchen. Die Laufwelt war noch in Ordnung, und im Zeitlupentempo erkundete ich vorsichtig das Terrain. Die Creme de la Creme der Ultraläufer war natürlich vor Ort, um sich diese Premiere in Prambachkirchen nicht entgehen zu lassen. Vor allem zählte dieser Bewerb ja zum Österreichischen Ultralauf-Cup, darum so viele Leute aus der Szene. Und mitten unter Ihnen ich. Kaum zu fassen, was tat ich da eigentlich, denn meine Erinnerungen an meinen 100km-Lauf in Steyr vor 4 Jahren taten jetzt noch weh, und gefühlt bin ich da ab KM 80 klinisch tot gewesen. Ich weiß nicht, wer mich da die restlichen 20 km bis ins Ziel geschleppt hat, wahrscheinlich eine Schlepperbande oder so. Aber die Motivation stimmte heute, und ich wusste auch, dass sich heuer lang gut bei mir anfühlte, aber die Trainingseinheiten ließen auch nicht mehr als 30 – 37 km am Stück zu.

So war mir die ersten 3 Stunden schon etwas mulmig, bei dem Gedanken, jetzt noch die restlichen 9 Stunden auf zumindest über 100 km Enddistanz zu kommen. Vor allem wurde es jetzt von Stunde zu Stunde wärmer, bis es dann schließlich zu High Noon schon über 30° im Schatten hatte, nur wo war der Schatten nur geblieben? Die nächsten Runden war ich nun emsig dabei ihn zu suchen, aber ich fand ihn einfach nicht. Als dann plötzlich auch der Führende, der Heinz Jürgen Ressar, wegen Überhitzung aus dem Rennen ausstieg, war mir schon klar, heute würde die Hitzeresistenz jedes einzelnen Teilnehmers erbärmlich ausgetestet werden. Mit allen möglichen Gedanken schon abgelenkt, freute ich mich richtig auf die Teilnehmer des 6-Stunden-Bewerbes, die um 12:30 Uhr pünktlich starteten. Die wussten wenigstens noch nicht, dass sie jetzt alle auf den Grill kamen, hihi. Die Hälfte des Rennens war damit schon wieder um - positive Einstellung, sehr gut! Noch war ich guter Dinge und auch körperlich war es noch kein Problem weiter zu machen.

Der Wettergott meinte es doch recht gut mit uns heute und so durften wir auch weiterhin mit der Sonne um die Wette strahlen. Jetzt war plötzlich auch gutes Ess- u. Trinkmanagement angesagt, doch über diese Banalitäten hat sich Meiner Einer im Vorfeld nicht wirklich damit befasst.

Und so kam es, wie es wahrscheinlich kommen musste. Krämpfe hinderten mich am Weiterlaufen und ich musste immer öfter auf Wandertag zurückschalten um weitere wertvolle Kilometer einzusammeln. Vor allem plagten mich jetzt regelmäßige Krämpfe im Oberkörper, mit denen ich nicht wirklich umzugehen wusste. Die Füße waren komischerweise nicht davon betroffen. Manch anderer Teilnehmer erkundigte sich sogar schon bei mir um mein Wohlbefinden, ein freundlicher Haufen, diese Ultraläufer. Es über sich ergehen lassen, kannst eh nix machen, musst warten bis es vorüber ist, war in dieser Situation angesagt. Etwas später war ein Weiterlaufen sogar wieder möglich, aber die Krämpfe kamen wieder und wieder, war schon fast wie bei einem Intervalltraining, Gehen, Leichtes Laufen, Gehen und das mit doch sehr vielen Wiederholungen. Auch die anderen 12h-Teilnehmer und eine Vielzahl der 6-h Teilnehmer hatten schon Probleme und mussten auch bereits spazieren gehen. Man schaute schon gar nicht mehr, von wem man überholt wurde, das war eh wieder nur ein Staffelteilnehmer.

Gegen Ende des Rennens wollte ich mich noch mit dem vor mir platzierten Läufer matchen, der jetzt ebenfalls gehend keine 300 Meter vor mir auf der Strecke war, jedoch zusätzlich schon 1 Runde mehr als ich auf dem Zähler hatte. Doch im Schneckentempo ist‘s nicht so gut zu überholen, ein Krampf halt in jeder Hinsicht. Komischerweise ging’s dann die letzte Viertelstunde wieder im Laufschritt weiter. Die letzte Runde war natürlich wieder mal die allerschnellste gewesen, komisch was dir da das Oberstübchen noch mit letzter Kraft alles auf den Weg mitgibt.

Als dann endlich der Schlussböller krachte, war meine Sucht des Kilometerfressens nach exakt 106,548 km zu Ende, hätt‘ ruhig noch ein wenig länger dauern können die Geschichte, nein Scherz!

Zur Veranstaltung selber möchte ich noch sagen, eine wirklich sehr, sehr gelungene Premiere dieses Benefizlaufes für die Kinderkrebshilfe, die vor allem sehr professionell organisiert war. Auch die Stimmung in Prambachkirchen glich einem Volksfest, so viele Zuschauer die das Spektakel umzäunten um uns anzufeuern und das bei dieser Affenhitze. Von Radio OÖ Moderation, bis zum tollen Show-Programm und Musikkappelle, u.v.m. war alles da. Bedanken möchte ich mich auch noch für den tollen Support bei allen die so im Laufe des Tages kamen um mich zu motivieren und auch anzutreiben, mit euch ist’s einfach besser gelaufen. Nächstes Jahr bin ich sicher wieder dabei und es würde mich auch freuen wenn wir dann aber eine Vereinsstaffel zusammen bringen könnten. Wegen der dann stattfindenden Urlaubssperre werde ich noch rechtzeitig auf euch zukommen!

kleine Laufstatistik:
135.187 Schritte in 12 Stunden zurückgelegt (keine Diskussionen darüber, ich war so schlau und hab‘ mitgezählt!)
73 volle Laufrunden abgespult und heut‘ noch den Drehwurm
106,548 km im Schweiße meines angesichts gebadet, das hat vielleicht gestunken
5. Rang in der AKM-40 und 9. Gesamtrang, das sagt zumindest der Zeitnehmer

Danke für die Aufmerksamkeit und Auf Wiedersehen !


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22.07.2015 - 22:48 Kommentar von Mathias Artmayr


unglaublich faszinierend zum zuschaun gwesn und sehr geiler bericht werner!

   


     
23.07.2015 - 09:54 Kommentar von Stephan Ott


Chapeau! Werner für mich als *alten* Kenianer wäre das bei der Hitze unmöglich gewesen. Wahrscheinlich hast du den Kälteienbruch vom Mozart 100 noch irgendwo in der Tasche gehabt Wie immer ein ziemlich lässiger Bericht, ab jetzt bitte jede Woche einen

   


     
23.07.2015 - 18:50 Kommentar von Nadezda Polakova


Gratulation Werner, echt eine hervorragende Leistung! Ich freue mich riesig für dich! Du bist ein iRUNman!

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